Umweltbaustelle Vielfalt am Alpen-Ostrand 2021 in Pfaffstätten

Frauenpower
Pause auf der Arbeitsfläche.
Freude über ein erfolgreich entwurzeltes Gehölz.
Arbeit auf dem Trockenrasen.
Besuch einer Gottesanbeterin.
Voller Einsatz mit dem Krampen.
Smaragdeidechse
Kantabrische Winde.
Nach dem Arbeitseinsatz wurden die Bänder wieder entfernt.
Gottesanbeterin mit Heuschrecken-Snack.
Blick auf den Fluxberg.
Fläche (fast) vor der Pflege.
Steppen-Sattelschrecke
Voller Einsatz für die Trockenrasen.

Die 4. Umweltbaustelle „Vielfalt am Alpenostrand“, organisiert vom Österreichischen Alpenverein - Sektion Liesing-Perchtoldsdorf in Kooperation mit Landschaftspflegeverein und Gemeinde Pfaffstätten, stand heuer unter einem guten Stern: so schnell ausgebucht wie noch keine Umweltbaustelle zuvor, fanden sich insgesamt 21 Teilnehmer*innen ein, um sich freiwillig für den Naturschutz zu engagieren.

Am Sonntag, den 01.08.2021 ging es los. Wir quartierten uns im Gebäude der Sportunion Pfaffstätten ein, wo wir von den Umweltbaustellen-Leiter*innen Irene, Manuel und Sandra herzlich empfangen wurden. Je nach Vorliebe konnten wir auf Feldbetten oder auf Isomatten, im Gebäude oder draußen schlafen. Da die Wolken am Sonntag noch regnerisch und gewittergeladen über uns hingen, zogen wir eine einführende Präsentation von Irene und Sandra im Gebäude einer Außen-Exkursion vor, um uns mit dem Naturschutzgebiet „Glaslauterriegel-Heferlberg-Fluxberg“ vertraut zu machen, das die kommende Woche unser Arbeitsort sein sollte. Gegen Abend ging es für uns dann zum Heurigen Strasser, bei dem uns Bürgermeister Christoph Kainz und Biosphärenpark-Botschafter Tassilo Rodlauer herzlich begrüßten. Dank großzügiger Einladung der Gemeinde Pfaffstätten kehrten wir gleich an vier Abenden beim Heurigen Strasser ein und ließen uns mit Speis und Trank verköstigen, wo auch Vegetarier auf ihre Kosten kamen. Ebenso waren wir von der Gemeinde zum Frühstück eingeladen, dessen Vorbereitung wir uns solidarisch in Frühstücksdiensten aufteilten.

Am Montag, Dienstag und Donnerstag, Freitag wurden ausgewählte, naturschutzfachlich wertvolle Flächen am Fluxberg, bei der Gasleitung und am Glaslauterriegel mit Krampen und Scheren diverser Größen, Musik, Gesprächen und Freude gemeinschaftlich bearbeitet. Dabei wurden Gebüsche ausgehackt und geschnitten, um mehr Platz für die besonderen Trockenrasen-Tiere und -Pflanzen zu schaffen. Zwischendurch jausneten wir mit Brot, Käse, Lamm-Köstlichkeiten vom Bioschafhof Sonnleitner, veganen Aufstrichen, viel Obst und Gemüse auf den Flächen.

Dank des frühen Starts um 07:30 Uhr auf den Pflegeflächen hatten wir noch einen Großteil der Nachmittage für Freizeitaktivitäten wie Beachvolleyball, Strandbad-Besuche, Lesen, einfach Chillen oder gemeinsames Kaffeestrinken zur Verfügung. Darüber hinaus nahmen wir am Dienstag an der vom Landschaftspflegeverein angebotenen öffentlichen Nachtführung „Nachtleben in der Steppe“ mit Schwerpunkt Fledermäuse und Nachtfalter teil. Endpunkt der dreistündigen Exkursion war der Insekten-Leuchtturm des Falter-Experten Peter Buchner, der uns mitreißend an seinem umfangreichen Wissen teilhaben ließ. Weitere Highlights der Führung waren Große Wespenspinnen (Argiope bruennichi) - eine beobachteten wir sogar beim Fang einer Heuschrecke - und der seltene Streifen-Schneckenspringer (Pellenes nigrociliatus) - eine Spinnenart die es mit einer speziellen Methode schafft, kleinere Schneckengehäuse mit ihren Fäden an Grashalmen aufzuhängen, sodass ihre Brut geschützt vor der Hitze des Bodens und Fressfeinden im Gehäuse heranwachsen kann. 

Mittwoch war verdienter Ruhetag und ließ einige erholsame Stunden in der Römertherme Baden zu, ehe es gegen abends erfrischt und ausgeruht ans gemeinsame Grillfest ging, zu welchem weitere Partner von Landschaftspflegeverein und Alpenvereins-Sektion stießen. Mit dabei waren Thomas Matausch - 1. Vorsitzender des Österreichischen Alpenvereins, Sektion Liesing-Perchtoldsdorf, Werner Novak - Umweltgemeinderat von Pfaffstätten, Dorothea Davidson - Kulturreferentin der Sportunion Pfaffstätten sowie Christian Fischer - Obmann der Sportunion Pfaffstätten, Andreas Weiß - Direktor des Biosphärenpark Wienerwald und Harald Brenner - Teamleiter im Naturraummanagement des Biosphärenpark Wienerwald. Gegrillt durften wir dabei Lammfleisch und Käsekrainer des Bioschafhofs Sonnleitner genießen, ebenso wurde - wie in der gesamten Woche - beim Einkauf aller anderen Nahrungsmittel auf biologische Produktion geachtet.

Am Freitag organisierte unsere PULS-Pressepraktikantin Sonja ein Pressegespräch, bei denen Bürgermeister Kainz, Irene Drozdowski - Naturschutzreferentin der Alpenverein-Sektion Liesing Perchtoldsdorf und Sandra Girsch vom Landschaftspflegeverein den Journalisten Rede und Antwort zur Umweltbaustelle - auch als regelmäßiger wichtiger Beitrag zur Netzwerk Natur Region Thermenlinie-Wiener Becken - standen.

Nach Abschluss unseres letzten Arbeitstages am Freitag durften wir Erich Frank bei seinen Krainer Steinschafen besuchen. Einer seiner Hütehunde lieferte zu Beginn eine bemerkenswerte Vorführung und trieb die Schafherde im Alleingang zusammen. Der Schäfer betreibt zusammen mit seiner Frau Renate Frank den Bioschafhof Sonnleitner und lieferte uns neben dem Grillgut auch Wurstprodukte diverser Sorten und Schafskäse für die Jause. Umso spannender war es daher, die Schafe und ihr Verhalten einmal live zu beobachten und die Neugierde im direkten Gespräch mit dem Schäfer stillen zu können. Die Beweidung durch die Krainer Steinschafe ist ein Schlüssel zur Erhaltung der artenreichen Trockenrasen: Sie drängt unerwünschte Gräser und konkurrenzstärkere Kräuter zurück, macht Platz für die eher kleinwüchsigen Pflanzen der Trockenrasen und schafft offenen Boden zur Keimung sowie für wärmeliebende Tiere. Sie fördert den genetischen Austausch zwischen den Flächen durch Transport von Samen und Tieren im Fell der Schafe.

Ziel der Umweltbaustelle war es, die Trockenrasen vor Verbuschung zu bewahren und somit wichtige Lebensräume vieler wärmeliebender und zum Teil sehr seltener Arten zu erhalten. Konkurrenzstarke oder weideresistente Arten wie Esche (Fraxinus excelsior), Berberitze (Berberis vulgaris), Schneeball (Viburnum lantana), Hartriegel (Cornus sanguinea) oder Liguster (Ligustrum vulgare) blieben dabei nicht verschont. Auf Bildern mit Vorher-Nachher-Vergleichen lässt sich das Ergebnis ansehnlich erkennen. Während unseres Einsatzes hatten wir mehrmals das Glück, Gottesanbeterinnen (Mantis religiosa) zu finden und zum krönenden Abschluss sogar eine Sägeschrecke (Saga pedo). Auch für botanisch Interessierte waren spannende Arten wie die Kantabrische Winde (Convolvulus cantabrica), Diptam (Dictamnus albus) oder der Hain-Wachtelweizen (Melampyrum nemorosum) zu bestaunen. Für diese und viele weitere, wärmeliebende Arten aus verschiedensten Tiergruppen wie zum Beispiel Schnecken, Wanzen, Käfer oder Spinnen und natürlich der großen Pflanzenwelt, leisteten wir gern unseren Beitrag auf den Trockenrasen. Nach vollendeter Arbeit ließen wir die Woche am Freitagabend beim Heurigen und später in der Sportunion gemütlich ausklingen. Am Samstag, den 07.08.2021, hieß es dann nach gemeinsamen Frühstück und restlichem Abbau endgültig Abschied nehmen voneinander – bis zur nächsten Umweltbaustelle! 

Evelyn, Teilnehmerin der Umweltbaustelle 2021

Die Umweltbaustelle Vielfalt am Alpen-Ostrand wird vom Österreichischen Alpenverein - Sektion Alpenverein Liesing Perchtoldsdorf in Kooperation mit dem Landschaftspflegeverein und der Gemeinde Pfaffstätten organisiert und durchgeführt. Die Sportunion stellt dankenswerter Weise ihr Vereinsgebäude als Quartier zur Verfügung. Sehr wertvolle organisatorische und wesentliche finanzielle Unterstützung leisten Alpenverein-Akademie und Alpenvereinsjugend Österreich. Die Trockenrasenpflege in Pfaffstätten wird außerdem von der Naturschutzstiftung Blühendes Österreich über das FLORA-Programm finanziell unterstützt. Weitere Partner sind der Naturschutzbund NÖ, die Grundeigentümer und der Biosphärenpark Wienerwald.

Wir danken allen Teilnehmer*innen und Partner*innen herzlich für die hervorragende Zusammenarbeit zur Erhaltung der biologischen Vielfalt in unserer Netzwerk Natur Region Thermenlinie-Wiener Becken!